Lohnt sich
Carsharing?
Lohnt sich
Carsharing?
Unter Carsharing, das sich aus den englischen Wörtern „car“ – also „Auto“ – und „sharing“ – also „teilen“ – zusammensetzt, versteht man die gemeinsame Nutzung vieler Personen eines Autos oder einer Autoflotte. Dabei gibt es in der Regel einen Anbieter, der die Fahrzeuge zur Verfügung stellt. Nutzer können diese für bestimmte Zeiten oder Strecken buchen und im Bedarfsfall auf ein Auto zurückgreifen, ohne sich ein solches anschaffen und es unterhalten zu müssen.
Das eigene Auto ist für viele Menschen – neben den Kosten für die Wohnung – der größte Posten im Haushaltsbudget. 400 bis 500 Euro im Monat fallen in der Regel dafür an, und dann geht es noch nicht einmal um einen teuren Schlitten. Aber brauchen wir das denn wirklich? Eigentlich lässt sich die Frage nach der Zweckmäßigkeit des eigenen Autos in drei einfachen Kategorien beantworten:
- Wie oft brauche ich ein Auto?
- Wofür brauche ich das Auto?
- Wo lebe ich?
Und dann noch die Bonusfrage: Welchen emotionalen Wert hat mein Auto?
Es gibt Rechnungen, zum Beispiel vom ADAC, von Finanztip und von Carsharing-Unternehmen, die belegen, dass Carsharing günstiger ist als ein eigenes Auto, wenn Nutzer im Jahr deutlich weniger als 10.000 Kilometer fahren. Relevant ist natürlich die Frage nach der Nutzung und Alternativen: Wer „auf dem Land“ lebt und fast jede Strecke mehr oder weniger mit dem Auto absolvieren muss (Einkaufen, Kinder zu Freunden bringen, zum Sport fahren), dem fällt es schwerer, auf ein dauerhaft verfügbares Auto zu verzichten. In Großstädten hingegen lässt sich deutlich mehr über den ÖPNV abdecken.
Kosten
Wenn Du wenige Kilometer pro Jahr mit dem Auto fährst, spielen die Fixkosten eine größere Rolle. Der Besitz des Autos ist dann der eigentlich teure Spaß. Tatsächlich nimmt die Zahl der durchschnittlich gefahrenen Kilometer pro Auto in Deutschland seit Jahren ab, während die Preise der Autos steigen. Die Fixkosten werden also immer wichtiger. Einer der großen Vorteile beim Carsharing: Die Fixkosten fallen für den einzelnen Verbraucher weg und werden von der Gemeinschaft bzw. dem Anbieter getragen.
Je nach Anbieter unterscheiden sich die Carsharing-Kosten:
- Meist wird ein Mix aus Zeitpreis und Kilometerpreis genutzt. Zum Beispiel mindestens 1,50 Euro je Stunde und 0,18 Euro je Kilometer.
- Anbieter ohne feste Standorte setzen meist auf einen Zeitpreis. Bei einem Anbieter sind es beispielsweise ab 0,26 Euro je Minute.
- Selten ist ein reiner Kilometerpreis. Ein Carsharing-Unternehmen verlangt zum Beispiel ab 0,69 Euro je Kilometer.
Neben geschäftlichen Anbietern gibt es auch privates Carsharing, auch Peer-to-Peer-Carsharing genannt. Dabei stellen Privatpersonen über Vermittlerplattformen ihr Fahrzeug anderen Privatleuten zur Verfügung. Die Kosten für privates Carsharing sind in der Regel von Auto zu Auto unterschiedlich und niedriger als bei kommerziellen Anbietern, vor allem bei größerer Entfernung und längerer Nutzung. Wenn Du Dein Auto vermieten möchtest, kläre unbedingt vorher den Versicherungsschutz und bedenke, zu welchen Zeiten Du das Gefährt selbst benötigst.
Bei einigen kommerziellen Anbietern sind die Kosten für Carsharing nachts niedriger als tagsüber und an Werktagen niedriger als am Wochenende. Wer bei einem Anbieter mit Zeitpreis eine Pause einlegt (beispielsweise zum Einkaufen), zahlt teilweise für diesen Zeitraum eine geringere Gebühr pro Minute. Bei vielen gibt es außerdem eine Pauschale für 24 Stunden, ein Wochenende oder eine Woche. Bei mehr als 24 Stunden sind klassische Mietwagen und auch privates Carsharing meist günstiger.
Zu den Kosten für das reine Nutzen des Autos kommt häufig noch eine einmalige Anmeldegebühr (meist zwischen 10 und 50 Euro) hinzu. Ein Teil der Gebühr kann aber oft danach in Form einer Gutschrift zum Auto ausleihen erstattet werden. Außerdem werden oftmals monatliche Grundgebühren fällig, die meist zwischen 5 und 25 Euro liegen. Manchmal ist zwischen unterschiedlichen Tarifen zu wählen, bei denen die Zeit- oder Kilometerpreise dann niedriger sind als im Tarif ohne Grundgebühr.
Bei einem Unfall oder anderweitigen Schäden können beim Carsharing wie auch beim „normalen“ Mietwagen sehr hohe Kosten entstehen. Achte also auf die Selbstbeteiligung im Schadensfall, die sich bei den Anbietern stark unterscheidet. Zwischen 500 und 1.500 Euro sind dabei üblich, die Selbstbeteiligung lässt sich aber erfahrungsgemäß reduzieren oder ganz vermeiden. Entweder durch eine jährliche Grundgebühr (zwischen 40 und 100 Euro) oder eine Gebühr je Fahrt. Beim Nutzen mehrerer Anbieter bietet sich zum Senken der Selbstbeteiligung das Abschließen einer entsprechenden Versicherung an. Diese gibt es ab etwa 70 Euro pro Jahr.
Weitere Kosten können beim Carsharing durch zu spät zurückgebrachte Autos, verloren gegangene Schlüssel oder Kundenkarten, Strafzettel etc. entstehen.
Getankt wird üblicherweise mit einer im Fahrzeug bereitliegenden Tankkarte. Es entstehen also keine zusätzlichen Carsharing-Kosten für den Treibstoff.
Im Vergleich mit privaten Autos sind die Fahrzeuge aus Carsharing-Flotten moderner, effizienter und häufiger elektrisch unterwegs. Das wirkt sich auf den Verbrauch und damit die Kosten sowie auf die Emissionen aus: Carsharing-Fahrzeuge stoßen laut Umweltbundesamt (UBA) durchschnittlich etwa 16 Prozent weniger klimaschädliches CO₂ aus, als vergleichbare private Fahrzeuge.
Nicht nur die Technik sorgt für weniger Treibhausgase: Jedes Carsharing-Auto ersetzt laut einer Studie des CarSharing Bundesverbands etwa 15 private Fahrzeuge. Außerdem wird Carsharing meist nur dann genutzt, wenn ein Auto wirklich nötig ist. Private Fahrzeuge hingegen werden aus Bequemlichkeit häufig auch für kurze und nicht notwendige Strecken genutzt.
Nun nochmal alle Vor- und Nachteile auf einen Blick:
Vorteile
- Carsharing spart Kosten: Anschaffung, Versicherung etc. teilen sich viele Personen. Um Wartung und Reparatur muss man sich ebenfalls nicht kümmern
- Auswahl aus verschiedenen Fahrzeugklassen- und modellen für jeden Anlass
- Effiziente Auslastung. Im Gegensatz zu einem privaten Fahrzeug, das nachgewiesen meist 95 % der Zeit unbenutzt herumsteht, sind Carsharingfahrzeuge permanent in Bewegung. Aus Nutzersicht: Das Fahrzeug wird nur dann genutzt, wenn es auch wirklich gebraucht wird und steht nicht ungenutzt in der Garage. Aus gesamtheitlicher Sicht: Es werden insgesamt weniger Autos auf den Straßen benötigt, was Material und vor allem Platz zum Parken spart
- Da die Autos intensiv genutzt werden und jährlich viele Kilometer zusammenkommen, erneuert ein Carsharing-Anbieter seinen Fuhrpark regelmäßig. Das führt dazu, dass die Flotte in der Regel auf dem neuesten Stand der Technik ist. Selten sind die Fahrzeuge älter als drei Jahre
- Keine Kosten und Zeitaufwände für die Parkplatzsuche, da Carsharing-Firmen eigentlich immer eigene Parkplätze haben
- Beitrag zum Umweltschutz: Je nach Größe des Carsharing-Anbieters teilen sich 15 bis 20 Nutzer ein Auto. Weil diese sich ferner vor allem für Transporte sowie für mittlere und weite Strecken ein Auto ausleihen, geht die Verkehrs- und damit auch die Umweltbelastung zurück. Carsharing ist ökonomisch wie ökologisch sinnvoll. Wer ökologisch ganz vorbildlich sein will, kann mittlerweile auch ein Elektrofahrzeug mieten
- rationale Nutzung, nicht nach dem Motto „Hauptsache ich habe ein Auto, weil das alle haben und weil es bequem ist“
- die nötige Planung durch eine Vorabbuchung bringt einen dazu, den eigenen Alltag zu strukturieren
Nachteile
- Vor allem in ländlichen Regionen ist das Carsharing noch nicht sehr weit verbreitet, es gibt also kaum professionelle Anbieter
- Wer regelmäßig auf ein Auto zum Beispiel aus beruflichen Gründen angewiesen ist, der sollte auf Carsharing verzichten, da die meisten Angebote nach der Nutzungsdauer berechnet werden und somit hohe Kosten entstehen können
- Statussymbol, emotionale Bindung zum Auto und Gefühl von Unabhängigkeit fallen weg
- Spontanausflüge sind nicht immer möglich, wenn – vor allem zu Stoßzeiten – alle Fahrzeuge ausgebucht sind
- Objekte (z. B. Kindersitze) müssen jedes Mal herausgenommen und wieder eingepackt werden
Fazit und Vision
Das Umweltbundesamt sieht „Carsharing als vierte Säule des Umweltverbundes – neben ÖPNV, zu Fuß gehen und Rad fahren.“ Es „entlastet die Umwelt, schont den Geldbeutel, spart Ressourcen und leistet einen Beitrag zur Energieeinsparung im Verkehr“. Carsharing ist also in vielerlei Hinsicht sinnvoll. In Zukunft kann Carsharing in Kombination mit autonomem Fahren noch einmal ganz neue Möglichkeiten eröffnen! Vorstellbar ist, dass es irgendwann keine privaten Autos mehr gibt, sondern nur noch eine Flotte an Fahrzeugen für alle existiert. Die autonomen Autos könnten dann eine Person ans Ziel bringen und daraufhin eigenständig zur nächsten Station navigieren, an der jemand ein Auto benötigt. Quasi wie ein dauerhaftes Taxifahren für alle – nur deutlich günstiger.