Wie bidirektionales
Laden unser natio-
nales Energie-
management ver-
ändern kann
Wie bidirektio-
nales Laden
unser natio-
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verändern
kann
Im Sinne einer effizienten und schnellen Energiewende ist es wichtig, ganzheitlich zu denken und alle Potenziale auszuschöpfen. Warum wir diesen Artikel so einleiten, erklären wir euch später. Mysteriös, wissen wir.
Zunächst kommen wir zu einem ganz konkreten Problem:
In Deutschland fehlen Kapazitäten, um temporär überschüssigen Strom zu speichern. Deshalb waren/sind wir seit Jahren gezwungen, diesen an andere Länder zu verkaufen. Dort wird er dann zwischengespeichert und bei späterem Bedarf wieder aufgekauft. Allerdings ist der Verkaufspreis für Deutschland deutlich geringer als der (Wieder-)Einkaufspreis. Wir sprechen dabei von ca. 30 % Unterschied im Januar vergangenen Jahres.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Deutschland 2023 nach mehreren Jahren vermehrter Exporte wieder einen Nettoimport beim Strom zu verzeichnen hatte.
Dennoch gilt: Die Zwischenspeicherung über das Ausland ist mindestens aus nationaler Sicht suboptimal, weil es eben ein Minusgeschäft bleibt. Unabhängig davon benötigt der Ausbau der entsprechenden Infrastrukturen Ressourcen und auch Energieverluste sind nicht außer Acht zu lassen. Dass eine internationale Zusammenarbeit dennoch sinnvoll ist und bereits systematisch verbessert wird, steht nebenbei bemerkt natürlich außer Frage. Immerhin findet der überproduzierte Strom so überhaupt noch eine Verwendung.
Insbesondere an Tagen mit viel Sonne oder Wind, an denen in besonderem Maße grüner Strom produziert werden kann, tritt die Problematik auf. Das führt sogar so weit, dass Windräder stillstehen, obwohl Wind weht, weil der produzierbare Strom nicht nutzbar wäre oder sogar das System überlasten würde.
Wo wir wieder beim Thema „Potenziale ausschöpfen“ wären. Dass eine der nachhaltigsten Stromproduktionen nicht vollständig nutzbar ist, weil Speichermöglichkeiten fehlen, ist ein Drama.
Erste Lösungsansätze existieren bereits. Unter anderem werden Wasserkraftwerke und Pumpspeicherwerke weiter ausgebaut.
Um unsere mysteriöse Einleitung komplett aufzulösen, stellen wir euch nun eine weitere Möglichkeit vor: Das bidirektionale Laden.
Dabei wird eine Speichermöglichkeit, die schon länger besteht, sinnvoll in den Stromkreislauf integriert: Akkus. In Deutschland bewegen sich mittlerweile über eine Million Elektroautos auf den Straßen, die mit solchen Akkus betrieben werden.
Geladen werden diese an Ladesäulen bzw. Wallboxen. Einmal anschließen und schon geht der Strom ins Auto über – soweit nix Neues, das haben wir alle schon gehört, gesehen oder sogar selbst durchgeführt. Nun wird sich dieser Weg aber für die Stromspeicherung zunutze gemacht. Insbesondere in Zeiten hoher Stromproduktionen könnten E-Autos geladen werden, um die verfügbare Energie zu nutzen. Dabei helfen möglicherweise auch intelligente Stromzähler, die diesen Umstand erkennen und daraufhin „entscheiden“, dass ein guter Zeitpunkt zum Laden gekommen ist.
Und nun kommen wir zum Clou des Ganzen: Beim bidirektionalen Laden funktioniert die Stromabgabe auch andersherum: Vom Auto an das Stromnetz. Damit kann der Strom, der in Hochphasen der Stromproduktion im Elektroauto zwischengespeichert wurde, in wind- und sonnenarmen Momenten wieder zurückgeführt und genutzt werden. Das bezeichnen wir als Vehicle 2 Grid, kurz V2G.
Durch die Verknüpfungen von Autos zu „normalen“ Stromquellen ergeben sich in den Haushalten intelligente Stromnetze, sogenannte Smart Grids.
Darüber hinaus ist denkbar, dass Autos sich zukünftig gegenseitig Strom geben können, was die Problematik des „Liegenbleibens“ und die range anxiety reduzieren würde.
Sowohl einige Modelle an Elektroautos als auch an Wallboxen sind bereits in der Lage, dieses System umzusetzen. In der breiten Masse ist es allerdings noch nicht angekommen.
Dass es sich für die deutschlandweite Ökonomie und Ökologie um einen Fortschritt handeln würde, liegt auf der Hand. Aber auch die einzelnen Hausbesitzer würden durch den günstigeren Strom während der Produktionsspitzen im bundesweiten Netz oder sogar durch gewonnene Energie aus eigener Produktion mit Hilfe von Solaranlagen o. ä. profitieren und Geld sparen.
Damit ist bidirektionales Laden ein absoluter Gewinn für E-Mobilität und Nachhaltigkeit.